»Anderen zu helfen ist auch Hilfe für mich selber«

Auf ein Koppke Tee mit Johann Dieter Hilbrands, Vorsitzender des Seniorenbeirats Weener


Johann Dieter Hilbrands, geboren 1958 in Stapelmoorerheide, wo er auch aufwuchs und zur Schule ging. Nach der Ausbildung zum Tischler folgten Umschulung und bis zum Jahr 1993 Arbeit als Kunststoffformgeber. Bis zu seiner Erkrankung 2005 war er beschäftigt bei der Meyer Werft im Innenausbau. © Kuper
Johann Dieter Hilbrands, geboren 1958 in Stapelmoorerheide, wo er auch aufwuchs und zur Schule ging. Nach der Ausbildung zum Tischler folgten Umschulung und bis zum Jahr 1993 Arbeit als Kunststoffformgeber. Bis zu seiner Erkrankung 2005 war er beschäftigt bei der Meyer Werft im Innenausbau. © Kuper

Seit Anfang der 70er Jahre haben sich in Niedersachsen Seniorenvertretungen auf Kreis-, Stadt-, Gemeindeebene gebildet. Zur Zeit gibt es 222 Seniorenvertretungen in Niedersachsen. Aus der Niedersächsischen Gemeinde-

ordnung (NGO) und Landkreisordnung ergibt sich allerdings keine zwingende Verpflichtung, kommunale Seniorenbeiräte zu bilden und zu fördern. In der Neufassung der NGO ist unter Paragraph 51 Abs. 6 die Möglichkeit geschaffen, dass Seniorenvertreter als beratende Mitglieder in relevante Ausschüsse berufen werden können.

Die meisten der in Niedersachsen bestehenden kommunalen Seniorenbeiräte wurden durch Beschluss der jeweiligen Gebietskörperschaft gebildet, die auch die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stellt. Die Förderung der Arbeit der Seniorenbeiräte beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Entstehung und Entwicklung der Seniorenbeiräte richten sich nach den örtlichen Gegebenheiten. So entstanden und entstehen Seniorenbeiräte außer durch Beschluss einer Gebietskörperschaft auch als freiwillige Zusammenschlüsse älterer Menschen. Sie alle sollten finanzielle und sachliche Unterstützung erhalten sowie Beratungs-, Antrags- und Rederecht haben.

Seniorenbeiräte sind unabhängig, parteipolitisch neutral und konfessionell ungebunden. In Niedersachsen ist politisch das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung für die Seniorenbeiräte zuständig. Im Rheiderland hat die Stadt Weener als einzige der drei Kommunen einen Seniorenbeirat. Seit 2023 ist Johann Dieter Hilbrands Vorsitzender des Beirats, der jährlich in einer öffentlichen Sitzung dem Jugend-, Integrations-, Gleichstellungs- und Sozialausschuss der Stadt Weener über seine Arbeit berichtet. Er ist unser Teegast dieser Woche.

Tee oder Kaffee?

Als gebürtiger Ostfriese und Rheiderländer bevorzuge ich natürlich Tee, den ich jetzt mit Kluntje, aber ohne Milch trinke. Früher, als es noch Milch direkt vom Bauern gab, habe ich gerne den echten Rahm für den Tee genommen.

Mit wem würden Sie gerne mal Tee oder Kaffee trinken und dann worüber reden?

Da gäbe es verschiedene Personen, unter anderem Dr. Philippi, den niedersächsischen Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. Zufällig habe ich ihn und unseren Landtagsabgeordneten Nico Bloem am vergangenen Mittwoch in Wittmund getroffen. Dort war der Minister zu Gast beim Ostfriesischen Seniorenbereit zum derzeit sehr aktuellen Thema ärztliche Versorgung auf dem Land.

Sie sind seit 2023 Vorsitzender des Beirats und beratendes Mitglied im Sozialausschusses der Stadt Weener, wie war der Weg dorthin?

Ich bin 2005 krankheitsbedingt in Rente gegangen, da war ich erst 47 Jahre. Mir fehlte danach die Arbeit, wodurch eine gewisse Leere in meinem Leben entstand. Um wieder am sozialen Miteinander teilzunehmen, habe ich 2006 an einem Lehrgang für ehrenamtliche Seniorenbegleiter teilgenommen und war das auch bis 2011. Ab 2012 leite ich das Senioren-Internetcafé-Rheiderland. 2023 wurde ich dann vom Rat der Stadt Weener als Vorsitzender des  Seniorenbeirates gewählt.

Was überwiegt als Vorsitzender des Beirats und beratendes Mitglied des Sozialausschusses des Stadtrats, Frust oder Freude?

Das hält sich die Waage, wie mein Sternzeichen. Dem Ausschuss beratend zu Seite stehen finde ich sehr wichtig, aber Veränderungen oder die Umsetzung der Vorschläge brauchen viel Zeit, da wünsche ich mehr ab und zu etwas mehr Tempo von den Politikern.

Was bedeuten Ihnen persönlich das Engagement für Senioren und Menschen mit Teilhabeeinschränkung?

Sehr viel. Ich bin dadurch wieder zurückkehrt ins Leben, sozusagen. Wie ich schon sagte, durch die gesundheitlich bedingte Frührente und Verlust der Arbeit habe ich eine große Leere und Sinnlosigkeit meines Lebens empfunden. Durch die ehrenamtliche Arbeit habe ich zum Glück noch rechtzeitig den Weg zurück gefunden und kann wieder am sozialen Miteinander teilnehmen. Durch anderen zu helfen habe ich auch mir selbst sozusagen geholfen, und diese doppelte Hilfe war und ist sehr wichtig für mich. Und wenn ich dann durch meine erfolgreiche Hilfe bei anderen die Freude sehen, dann freue ich mich auch.  Zu unserem Angebot gehört ja auch das gemeinsame Frühstück für Senioren zweimal im Monat im Gemeindehaus der reformierten Kirchengemeinde Weener. In dieser Woche hatten wir übrigens mehr als 50 Teilnehmer, aber die Zahl schwankt.

Gibt es einen Lieblingsplatz im Rheiderland?

Meine Wohnung in Weener, weil ich mich dort einfach am wohlsten fühle. Aber ich gehe auch gerne am Alten Hafen  in Weener spazieren oder mache eine Wanderung über den Deich an der Ems.

Gibt es auch ein Hobby?

Sogar mehrere, ich arbeite gerne mit Holz und betätige mich als Hobbytischler. Einen 3D-Drucker habe ich auch, sitze gerne am Computer und arbeite ebenso gerne im Garten, oder ich treffe mich mit Freunden.

Was würden Sie gerne ändern in der Stadt Weener?

Die vielen Leerstände in der Innenstadt zum Beispiel, da sollte die Stadt vielleicht etwas intensiver mit den Eigentümern sprechen. Die Sauberkeit lässt auch manchmal zu wünschen übrig, und bei einigen Gebäuden könnte die Außenansichten positiver gestaltet werden.

Wie entspannen Sie sich am besten? 

Mit einem Hörbuch kann ich gut abschalten, und auch beim Skatspiel.

Kennen Sie Ihr wöchentliches Internet-Pensum?

Ja, und das ist mit 15 bis 20 Stunden viel zu hoch.

Und welches Essen darf ruhig öfter auf den Tisch?

Das sind mit Puffert mit Peeren, updröögt Bohnen und Steckrüben typische Herbst- oder Wintergerichte.