Nabu warnt: Vogelgrippe weitet sich aus
Vermehrt Meldungen über kranke Tiere - Wie man sich schützt
Die Vogelgrippe breitet sich weiter aus und hat inzwischen auch zahlreiche Wildvögel im Zuggeschehen erreicht. Besonders betroffen sind Kraniche und verschiedene Arten von Wasservögeln. „Wir sehen aktuell eine angespannte Lage. Uns erreichen vermehrt Meldungen über Kraniche, Enten, Gänse und andere Wasservögel mit Symptomen der Vogelgrippe. Leider ist diesen Tieren in den meisten Fällen nicht mehr zu helfen“, erklärt Jan Fuchs, Leiter der NABU-Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland. Der NABU Ostfriesland appelliert an die Bevölkerung und Geflügelhaltende, umsichtig zu handeln und Schutzmaßnahmen einzuhalten. Gerade während des herbstlichen Vogelzugs könnten Unruhe und Störungen durch den Menschen die Verbreitung des Virus zusätzlich beschleunigen.
Verhaltensempfehlungen für die Bevölkerung
Fuchs richtet sich mit einem klaren Appell an die Bevölkerung: „Lassen Sie Hunde nicht frei laufen, besonders nicht in Gebieten, in denen Kraniche oder andere Wildvögel rasten. Aufgeschreckte Tiere weichen auf andere Gebiete aus und tragen das Virus weiter.“ Das kann nicht nur zu einer Ausweitung der Infektionsherde führen, sondern auch bereits geschwächte Tiere zusätzlich belasten.
Bei Sichtung eines toten oder offensichtlich erkrankten Vogels sollte das zuständige Veterinäramt informiert werden. Weder Tierauffangstationen noch Artenschutzeinrichtungen sind aktuell in der Lage, Hilfe zu leisten. Auch bei bereits verendeten Tieren ist eine Meldung wichtig, um eine weitere Ausbreitung des Virus durch Aasfresser zu verhindern.
Verbreitungswege über Geflügelwirtschaft aufklären und eindämmen
"Mittlerweile schauen wir mit großer Sorge auf Entwicklung der Vogelgrippe, die jedes Jahr neue überraschende Verläufe nimmt", berichtet Jan Fuchs von der NABU Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland. „Als Ursache für die mittlerweile häufigen Vogelgrippe-Ereignisse werden von einigen Seiten oft die Wild- und Zugvögel genannt. Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten jedoch eher auf die Verbreitung des Virus über die Massentierhaltung hin. Wir fordern daher, die Verbreitungswege über die Geflügelindustrie genauer unter die Lupe zu nehmen und Maßnahmen zum Schutz der Wildvögel zu ergreifen.“, so Fuchs weiter. Dass das Vogelgrippe-Virus sich unter Wildvögel verbreiten kann, ist unbestritten. Jedoch ist eine großräumige Verbreitung durch Zugvögel unwahrscheinlich, da die Tiere relativ schnell verenden und den Vogelzug gar nicht schaffen. Eine Übertragung des Virus an die Wildvogelpopulationen durch die Geflügelindustrie ist daher eher wahrscheinlich. Das Wissenschaftsforum Aviäre Influenza (WAI) stellte schon 2017 zum damaligen Vogelgrippeausbruch fest: „Der Ablauf des Geflügelpest-Seuchengeschehens 2016/2017 lässt sich in großen Teilen nicht mit der These vereinbaren, dass Wildvögel eine zentrale Rolle spielen. Vielmehr zeigen sich Zusammenhänge mit betrieblichen Abläufen in der Geflügelwirtschaft. Deren Rolle ist allerdings bisher unzureichend aufgeklärt - soweit das anhand der öffentlich zugänglichen Informationen beurteilt werden kann.“ Nur wenn die genauen Verbreitungswege bekannt sind, kann man etwas gegen zukünftige Ausbruchsgeschehen in Wildvogelpopulationen und in Geflügelbetrieben unternehmen.
Zum Schutz der Wildvogelpopulationen vor der Vogelgrippe wären fordert der Naturschutzbund bauliche Maßnahmen an den Mastställen wie z.B. virendichte Abluftfilter. Zudem sollten Transporte geschlossen stattfinden und Geflügelgülle und -mist sollte vor der Ausbringung thermisch behandelt werden. Diese Maßnahmen sollten insbesondere in EU-Vogelschutzgebieten und Umgebung Standard werden.
Wichtige Schutzmaßnahmen im Überblick
Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit empfiehlt folgende Verhaltensregeln:
- Tote Vögel keinesfalls anfassen.
- Hunde unbedingt anleinen und von verendeten Tieren fernhalten.
- Schuhe gründlich reinigen, besonders nach Aufenthalten in Küsten- oder Rastgebieten.
- Halten Sie Ihr Geflügel im Stall und schützen Sie es vor Kontakt mit Wildvögeln.
- Sichern Sie den Stall und beschränken Sie den Zutritt auf notwendiges Personal.
- Verwenden Sie saubere und desinfizierte Ausrüstung.


