Vater und Kinder tot: Leichen wurden identifiziert
Polizei macht tragische Entdeckung in Winschoten
Bei der Suche nach den beiden vermissten Kindern im niederländischen Grenzgebiet zum Rheiderland hat ein Suchtrupp der Polizei am Dienstagabend ein Auto mit mehreren Leichen gefunden. Die Familie und die Polizei bestätigten am Mittwochvormittag, dass es sich dabei um die beiden Kinder Jeffrey (10) und Emma (8) aus Beerta in der Gemeinde Oldambt und ihren Vater (67) handelt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind vermutlich alle drei ertrunken - wann genau, konnten die Ermittler am Mittwoch noch nicht sagen. Die Polizei hatte befürchtet, dass sie in Lebensgefahr waren, nachdem ein Brief des Vaters gefunden worden war.
Auto im Wasser gefunden
Das Auto war am Dienstag gegen 20.30 Uhr in der Nähe des Renselwegs im Hafen von Winschoten gefunden und anschließend aus dem Wasser geborgen worden. "Es war sofort klar, dass sich im Auto tote Menschen befanden", heißt es in einem Bericht der Polizei in Groningen. Am Mittwochmorgen wurden die Leichen zweifelsfrei identifiziert und die Angehörigen informiert. Die Familie teilte mit, dass sie »erschüttert, wütend und tieftraurig« sei. »Keine Worte können beschreiben, was wir jetzt fühlen. Wir können es nicht begreifen und wollen es auch gar nicht begreifen«, heißt es in der Erklärung.
Große Anteilnahme
Die Anteilnahme der Bevölkerung ist groß: An der Stelle, an der das Auto gefunden wurde, legten viele Menschen Blumen nieder, darunter Bürgermeisterin Cora Yfke Sikkema von der Gemeinde Oldambt und Bürgermeister Ben Visser von der Gemeinde Eemsdelta. Die Flaggen an den Rathäusern wehen zum Gedenken auf Halbmast. In einer gemeinsamen Erklärung auf der Homepage der Gemeinde Oldambt drückten Sikkema und Visser ihre Trauer und ihr Mitgefühl mit der Mutter und den Familienangehörigen aus. "Lasst uns aneinander festhalten", heißt es darin abschließend.
Spendensammlung für würdevollen Abschied
Mit dem Einverständis der Familie der Kinder hat eine Frau aus Finsterwolde zudem eine Crowdfunding-Sammlung im Internet für eine würdevolle Beerdigung von Jeffrey und Emma gestartet. In kurzer Zeit kamen bereits über 15.000 Euro zusammen. Im Dorfgemeinschaftshaus in Finsterwolde, wo eine Einsatzzentrale eingerichtet worden war, fand am Mittwochmittag zudem ein Treffen für Menschen statt, die bei der Suche nach den vermissten Kindern geholfen haben. Dort können sie über die Ereignisse sprechen und erhalten auf Wunsch eine Nachbetreuung.
Fieberhafte Suche
Seit Sonntag war fieberhaft mit großem Aufgebot nach den Kindern gesucht worden, darunter mit Hundestaffeln, Booten, einem Hubschrauber und speziellen Suchteams. Die Polizei schloss auch nicht aus, dass der Vater mit den Kindern ins nahe gelegene Niedersachsen gefahren war. Noch am Dienstag hatte die Polizei in Ostfriesland die Bevölkerung um Hinweise gebeten und ein extra Hinweistelefon geschaltet. Die Öffentlichkeitsfahndung wurde am Mittwochnachmittag offiziell beendet.
Mann hinterließ Brief
Die Kinder waren am Samstagnachmittag von ihrem Vater in einem grauen Toyota aus der Ortschaft Beerta mitgenommen worden. Der 67 Jahre alte Mann hatte nach Polizeiangaben einen Brief hinterlassen, der darauf hindeutet, dass er den Kindern und sich selbst das Leben nehmen wolle. Zwischenzeitlich kursierte die Nachricht, der Mann sei am Samstag noch mit den Kindern in einer Spielothek in Weener gewesen.
Frau trennte sich vom Vater der Kinder
Nach einem Bericht der Groninger Tageszeitung "Dagblad van het Noorden" hatte die Mutter der Kinder den Vater um den Jahreswechsel herum verlassen und Jeffrey und Emma mitgenommen. Der Vater konnte das Scheitern der Beziehung demnach nicht akzeptieren und war mit den Besuchsregelungen unzufrieden. Die Kinder waren demzufolge jedes zweite Wochenende bei ihm. Dies soll auch am vergangenen Wochenende der Fall gewesen sein.
Mehrere Warnsignale
Viele fragen sich, wie die Tat hätte verhindert werden können. Der Groninger Polizeichef Frank Smilda bestätigte am Mittwoch laut dem »Algemeen Dagblad«, dass Beamte wegen einer eingegangenen Anzeige bereits am Freitagabend vor der Haustür des Vaters standen. Zu diesem Zeitpunkt habe es aber keinen Grund gegeben einzugreifen. Laut dem Bericht nahmen besorgte Freunde dem Vater am Samstagmorgen vor der Entführung der Kinder den Autoschlüssel ab, er habe jedoch den Ersatzschlüssel benutzt. Samstagnachmittag habe er gegenüber einer Freundin der Familie mit Tränen in den Augen angekündigt, dass er mit seinen Kindern »ins Paradies« kommen würde.