Brand in Pflegeheim offenbar mutwillig verursacht
Tatverdächtige Frau ist Bewohnerin
Ein Brand in einem Pflegeheim in Norden ist nach Ermittlungen der Polizei womöglich vorsätzlich entstanden. Eine 30-jährige Bewohnerin der Einrichtung stehe im Verdacht, das Feuer gelegt zu haben, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die Frau gehöre zu insgesamt zehn Bewohnern, die eine Rauchgasvergiftung erlitten und stationär im benachbarten Gesundheitszentrum sowie in umliegenden Krankhäusern aufgenommen werden mussten. Insgesamt waren 48 Bewohner von dem Brand betroffen.
Nach Angaben der Feuerwehr gerieten 13 Bewohner in akute Lebensgefahr und mussten durch Einsatzkräfte aus der völlig verqualmten Station gerettet werden. Acht weitere Personen seien durch die Rauchausbreitung ebenfalls gefährdet gewesen und hätten ebenfalls durch die Feuerwehr in Sicherheit gebracht werden müssen.
Bei Ankunft der Brandbekämpfer rief bereits ein Pfleger um Hilfe, berichtete die Feuerwehr. Er selbst habe sich rußgeschwärzt aus dem betroffenen Bereich retten können und berichtet, dass sich noch 13 Bewohner in dem geschlossenen Wohnbereich befänden. Einige der Heimbewohner seien zudem stark in ihrer Mobilität eingeschränkt.
Durch die detaillierten Informationen des Pflegers konnte die Feuerwehr ihren Arbeiten zielgerichtet einleiten. Sofort gingen Atemschutzgeräteträger durch einen Seiteneingang und damit auf dem kürzesten Weg ins Innere vor. Im Flur schlugen ihnen bereits Flammen entgegen. Diese kämpften sie mit einem Strahlrohr nieder und verschlossen die Tür zu dem Brandraum. Mit einer Wärmebildkamera fanden sie zwei im Rauch umherirrende Bewohner und brachten diese ins Freie.
Die Menschenrettung stellte die Einsatzkräfte vor teilweise erhebliche Schwierigkeiten, berichtete die Feuerwehr. Bedingt durch ihre Erkrankungen und Behinderungen hätten sich einige Bewohner völlig untypisch verhalten. Einige seien in eine Art Schockstarre verfallen, andere in Panik geraten, wieder andere aggressiv geworden. Fast alle seien im Schlaf überrascht worden.
Eine Bewohnerin hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen, worauf die Atemschutzgeräteträger die Tür gewaltsam öffnen mussten. Auch mehrere Fenster und Außentüren mussten zur Schaffung von Angriffs- und Rettungswegen mit Brechwerkzeug zerstört werden. Zum Schutz vor dem giftigen Rauch bekamen einige der Brandopfer Fluchthauben aufgesetzt. Um die Rettungsarbeiten zu erleichtern, setzten die Feuerwehrleute nach der Isolation des Brandraumes mehrere Hochleistungslüfter ein und entrauchten so die Räume und Fluchtwege. Das Personal des Pflegeheims übernahm nach und nach die Betreuung der unverletzter Heimbewohner und richtete Ersatzunterkünfte innerhalb der Einrichtung ein. Zwei Stationen sind vorerst unbewohnbar.
Laut der Polizei hatte die Brandmeldeanlage in der Einrichtung in der Osterstraße gegen 23.05 Uhr ausgelöst. Im Verlauf der Nacht kamen rund 200 Feuerwehrkräfte, Rettungssanitäter und Polizeibeamte aus dem Landkreis Aurich und der Stadt Emden zum Einsatz. Die Stadtwerke Norden entsandten ihren Bereitschaftsdienst für Strom und Gas. Auch Notfallseelsorger der Kirchen kamen zu Hilfe. Die Polizei schätzt den entstandenen Sachschaden auf eine sechsstellige Summe. Der Brandort wurde beschlagnahmt. Die weiteren Ermittlungen dauern an.